Sonntag, 28. Mai 2017

Heath Ledger – Wenn das Schicksal einen Fehler macht

Warum starb Schauspieler Heath Ledger mit nur 28 Jahren? Eine Dokumentation findet statt Antworten nur eine große Leere - und ist gerade deshalb sehenswert. 

Heath Ledger dreht sich um sich selbst, eine Handkamera auf das eigene Gesicht gerichtet. Ganz enge, schnelle Kreise, bei denen einem schon als Zuschauer schwindelig wird. Das Ganze ist eine Montage verschiedener selbstgedrehter Filmchen: Hintergründe und Frisuren des australischen Schauspielers wechseln, nur das Lächeln ist immer das Gleiche. Es war auch dieses Lächeln, das ihn Ende der Neunzigerjahre zum Teeniestar machte: frech und schüchtern, lebensbejahend und melancholisch zugleich. Zu den Underdog-Helden, die er in Kino-Hits wie "10 Dinge, die ich an dir hasse" oder "Ritter aus Leidenschaft" gab, passte das. Der lächelnde Heath Ledger, der sich um sich selbst dreht - es ist der letzte Eindruck, den der Zuschauer aus der Dokumentation "I Am Heath Ledger" mitnimmt. 

Der Film hatte jüngst auf dem Tribeca Filmfestival in New York Weltpremiere. Die Symbolik der Schlussszene ist bestechend, das dürfte den Regisseuren Adrian Buitenhuis und Derik Murray bewusst sein. Sie gibt all den Spekulationen und Gerüchten ein Bild, die sich um den frühen Tod von Heath Ledger 2008 ranken. Waren es am Ende zu viele Umdrehungen im Leben des Schauspielers, der mit nur 28 Jahren in seiner Wohnung in New York an einem Medikamentencocktail starb? Wusste Ledger irgendwann nicht mehr zu unterscheiden zwischen Rolle und Realität? Hat er sich selbst verloren? 

Das ist zumindest bis heute eine populäre Deutung der Boulevardpresse. Denn in "The Dark Knight", einem seiner letzten Filme, gab Ledger den Gegenspieler von Batman: die Clownsfratze Joker. Vor ihm galt Jack Nicholson als Maß aller Dinge in dieser Rolle – am Ende spielte Ledger nicht gegen ihn an, er spielte den großen, amerikanischen Schauspieler aus. Ledger wurde zum Joker, zum Irren, der sich schlangengleich ständig über die Lippen leckt. Für seine Darstellung bekam er posthum den Oscar als bester Nebendarsteller verliehen. In der Doku ist zu sehen, wie seine Eltern und seine Schwester auf der Bühne im Dolby Theater in Los Angeles stehen und die Trophäe in Empfang nehmen. Es ist einer der Momente, die man kaum ertragen kann: Wie diese Menschen ihres Sohnes und Bruders gedenken, tief von der Trauer gezeichnet, die Worte hölzern von Notizzetteln ablesend.
mehr:
- Doku "I Am Heath Ledger" Wenn das Schicksal einen Fehler macht (Filmkritik von Johanna Bruckner, Südddeutsche Zeitung, 24.05.2017)

siehe auch:
- 11 Facts You Definitely Didn’t Know About Heath Ledger And The Joker (Patrick Bennet, WTFFacts, 15.10.2017)
- Film – "I am Heath Ledger": Doku zeigt Leben des verstorbenen Schauspielers (Sandra Liermann, Augsburger Allgmeine, 18.04.2017)
- Trauer in Hollywood – Heath Ledger starb einen einsamen Tod (Peter Zander, N24, 23.01.2008)

I AM HEATH LEDGER Trailer (2017) {3:03}

Veröffentlicht am 04.04.2017
FilmTrailerZone
A born director. A fearless actor. An unforgettable artist.
aktualisiert am 16.10.2017