Dienstag, 30. September 2014

Festanstellung und Heiratspläne

USA: Die männliche Zielgruppe der Frauen, die sich solide Eheverhältnisse wünschen, wird kleiner 

Worin auch immer sie sich begründen, die Erwartungen, die Frauen und Männer an eine feste Beziehung stellen, fallen recht unterschiedlich aus. Wie sehr in dieses empfindliche Feld auch Arbeitnehmerpolitik hineingrätscht, zeigt sich den amerikanischen Frauen am Schwund der Menge an Männern, die für eine Heirat infrage kommt.
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Festanstellung und Heiratspläne (Telepolis, 30.09.2014)

Samstag, 27. September 2014

Wer hat recht?


Jetzt stelle man sich Teilnehmer an dieser Auseinandersetzung 35 Jahre älter vor und stelle sich weiterhin vor, daß es um einen Vorfall in der Familie oder in der Partnerschaft geht. 

Groschen gefallen?

Egal, ob es sich um ein Streitgespräch handelt, in welchem sich kleine Kinder auf die Definition von Mama berufen oder um Erwachsene, die sich auf ihr Interpretationssystem des Geschehenen berufen, egal, ob es sich um Streitigkeiten in einem Paar- oder Familiensystem oder um Streitigkeiten zwischen politischen oder weltanschaulichen Systemen handelt, es ist immer das Gleiche: der andere mit seinem Interpretationssystem wird zum Gegner, da er den Absolutheitsanspruch des eigenen Interpretationssystems infrage stellt. Und je gefährlicher der Verlust der absoluten Gültigkeit des eigenen Interpretationssystems ist, desto mehr wird der andere zum Feind.

Und je emotional aufgeladener diese Streitsituation ist, desto mehr wird sie zur Gefahr für die Identität der Beteiligten.


Der 52jährige Giordano Bruno wurde 1600 auf dem Campo de’ Fiori
verbrannt, da er die Gottessohnschaft Jesu bestritt, das Universum für
unendlich hielt und glaubte, es gäbe eine unendliche Anzahl von Welten.
Bruno reagierte auf das Urteil mit seinem berühmt gewordenen Satz: „Mit größerer Furcht verkündet Ihr vielleicht das Urteil gegen mich, als ich es entgegennehme“ („Maiori forsan cum timore sententiam in me fertis quam ego accipiam“). [Giordano Bruno, Wikipedia]

Flugblatt des Nationalsozialistischen Studentenbundes, 
das 1933 zur Bücherverbrennung verbreitet wurde [Feuilleton Frankfurt, 10.05.2008]

10. Mai 1933 - Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz [1:15]

Veröffentlicht am 23.04.2013 
10. Mai 1933 - NS-Propagandaminister Joseph Goebbels hält eine Rede zur Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz. Es ist der Auftakt zur Ausgrenzung von jüdischen und oppositionellen Schriftstellerinnen und Schriftstellern in Deutschland, wobei auch Werke gänzlich unpolitischer und bereits verstorbener Autoren Opfer der Flammen wurden. Betroffen waren u. a. die Brüder Thomas und Heinrich Mann, Sigmund Freud, Carl von Ossietzky und Bertold Brecht, aber auch der Kinderbuchautor Erich Kästner und der Dichter Heinrich Heine. Goebbels´ Aufruf, alles überspitzt Intellektuelle aus dem deutschen Kulturleben zu verbannen, wurde unter den Augen von Schaulustigen durch SA-Leute und Korpsstudenten in die Tat umgesetzt. Die Parole „Wider den undeutschen Geist" bedeutete jedoch mehr als nur eine Orgie der Gewalt am Scheiterhaufen. Sie belegte die Betroffenen mit einem Berufsverbot, führte zu einer restlosen Entfernung ihrer Werke aus allen öffentlichen Bibliotheken und trieb einen Großteil von ihnen in die Emigration.
Dieser Film enstand im Rahmen einer Kooperation mit dem Berliner Online-Archiv für audiovisuelle Zeitgeschichte www.history-vision.de | www.facebook.com/historyvision


“4. Rufer: Gegen seelenzerfasernde Überschätzung des Trieblebens, für den Adel der menschlichen Seele! Ich übergebe der Flamme die Schriften des Sigmund Freud.” [Birgit Ebbert, Sigmund Freud, Bücherverbrennung 1933 => Feuersprüche]
- Geistige Barbarei (FU Berlin, 19.04.2008)

In Wien soll Sigmund Freud geäußert haben, es sei doch ein Fortschritt gegenüber dem Mittelalter, daß man nur die Bücher und nicht die Autoren verbrannt habe. [Die Intellektuellen und die Politik in Rattner, Danzer, Politik und Psychoanalyse S. 113 ]



Dienstag, 23. September 2014

Entscheidung zum Glücklichsein

Torten backen oder Tortendiagramme erstellen? Maren Krüger weiß, was sich besser anfühlt. Die 37-jährige gelernte Online-Konzepterin hat vor einigen Monaten eine Ausbildung zur Konditorin begonnen. Auf die Frage, warum sie den sicheren Bürojob gegen einen Neuanfang mit offenem Ende getauscht hat, sagt sie schlicht: „Man hat nur dieses eine Leben, um herauszufinden, was man wirklich gut kann.“
Zehn Jahre lang war Maren Krüger in ihrem gelernten Beruf tätig, bevor es bei ihr „Klick“ machte – scheinbar ohne Grund. Denn im Büro lief alles gut, das Gehalt stimmte und die Sicherheit auch. Was man von außen nicht sehen konnte: Es fehlte schon immer die Leidenschaft, der glühende Funke, der aus einem „Job“ eine befriedigende Aufgabe macht. Und da war das Gefühl: „In mir schlummert noch was anderes.“ Aber was?
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Montag, 22. September 2014

Übungen zum bewussten Atmen

Das Wunder 
des bewussten Atmens – 
die sechzehn Übungen

Die Entfaltung unserer Konzentration und die Beobachtung all dessen, was existiert, lassen uns zur Befreiung gelangen, zur Freiheit von allem Gebundensein. An was aber sind wir gebunden, und was verhindert, dass wir frei sein können? 

Hier ist zunächst unsere Neigung zu nennen, immer wieder in Unachtsamkeit zurückzufallen und unser Gewahrsein für das, was geschieht, zu verlieren. 

Wir leben, als wären wir in einem Traum. Wir werden in die Vergangenheit zurückgeworfen und in die Zukunft hineingezerrt. Unser Kummer ist es, der uns fesselt; unser Festhalten an Wut, Angst und Unruhe macht uns unfrei. »Befreiung« bedeutet hier, dass wir darüber hinausgelangen, dass wir diese Bedingungen hinter uns lassen, um vollkommen wach, voller Freude und Lebendigkeit, entspannt und in Frieden zu leben. Gelingt es uns, so zu leben, haben wir die Chance zu erfahren, dass das Leben wirklich lebenswert ist; dann sind wir für unsere Familie und für alle Menschen, die mit uns verbunden sind, eine stete Quelle der Freude. Im Buddhismus wird oft über »Befreiung« gesprochen; darunter haben wir eine Befreiung zu verstehen, in der wir über alles hinausgehen und Leben und Tod hinter uns lassen. Zumeist fühlen wir uns doch durch den Tod bedroht. Wie viel Unruhe und Furcht rühren von der Angst vor dem Tod her! Meditation kann uns helfen, uns von den Fesseln dieser Angst zu befreien. 

Im Folgenden möchte ich die Übungen, durch die wir das Sutra des Bewussten Atmens in die Praxis umsetzen können, näher erläutern. In Übereinstimmung mit Geist und Stil des Sutra sind auch meine Darlegungen einfach und schlicht. Sucht euch bitte jeweils die Übungen aus, die euch in eurer gegenwärtigen Situation angemessen erscheinen, und übt sie als erste. Obgleich die sechzehn Übungen des bewussten Atmens sehr eng miteinander verbunden sind, entspricht ihre Reihenfolge im Sutra nicht einem Aufbau, der notwendigerweise von einfach zu schwer verläuft. 

Jede Übung ist genauso wunderbar, genauso leicht oder genauso schwer wie jede andere. Man kann jedoch sagen, dass die einführenden Anweisungen größeren Nachdruck legen auf die Entfaltung unserer Konzentration, auf die unzerstreute Gerichtetheit unseres Geistes, und in den darauf folgenden Übungen eher die Bedeutung des Tiefen Schauens betont wird, obwohl natürlich unzerstreute Gerichtetheit und Tiefes Schauen gar nicht voneinander getrennt werden können. Ist unser Geist unzerstreut auf ein Objekt gerichtet, so findet Tiefes Schauen mehr oder weniger bereits statt, und schauen wir tief, dann ist auch unser Geist bereits unzerstreut gerichtet. 

Die Objekte der Achtsamkeit, die im Folgenden vorgestellt werden, können in sieben Bereiche untergliedert werden: 

1. Dem Atem folgen im täglichen Leben – die Umwandlung von Unachtsamkeit und unnötigem Denken (Übungen 1-2)

2. Die achtsame Wahrnehmung des Körpers (Übung 3)

3. Die Erkenntnis der Einheit von Körper und Geist (Übung 4)

4. Uns selbst nähren mit der Freude der Meditation (Übungen 5-6)

5. Das Beobachten der Gefühle, um sie zu beleuchten (Übungen 7-8)

6. Fürsorge und Befreiung für den Geist (Übungen 9-12)

7. Das Beobachten aller Phänomene, um ihre wahre Natur zu erhellen (Übungen 13-16)

Für uns alle ist es wichtig zu wissen, wie man dem Atem im täglichen Leben folgen kann und wie man sich mit der Freude der Meditation nährt. Daher sollten wir bei jeder Sitzmeditation mit den Methoden beginnen, die diese Aspekte zu entfalten helfen (Bereich 1 und 4). 

Jedes Mal, wenn wir spüren, dass wir verärgert, zerstreut und unruhig sind, empfiehlt es sich, unsere Gefühle zu beobachten, um sie genauer zu beleuchten (5. Bereich). 

Das Beobachten aller Phänomene, um ihre wahre Natur zu durchleuchten (7. Bereich), ist das Tor, das zur Befreiung von Leben und Tod führt. Alle, die großes Verstehen erlangen wollen, müssen dieses Tor passieren. Dieser Bereich ist das größte Geschenk, das der Buddha uns gegeben hat. In den ersten sechs Bereichen geht es sowohl um die unzerstreute Gerichtetheit unseres Geistes als auch um die Beobachtung; im siebten Bereich liegt die Betonung auf der Beobachtung. Auf diesen Bereich sollten wir uns erst dann einlassen, wenn wir ein äußerst stabiles Konzentrationsvermögen entwickelt haben. 




Der erste Bereich der Achtsamkeit 

Dem Atem folgen im täglichen Leben die Umwandlung von Unachtsamkeit und unnötigem Denken (Übungen 1-2) 

Ich atme ein und weiß, dass ich einatme. Ich atme aus und weiß, dass ich ausatme. 
1. Bei langem Einatmen weiß ich: »Ich atme lang ein.« Bei langem Ausatmen weiß ich: »Ich atme lang aus.« 
2. Bei kurzem Einatmen weiß ich: »Ich atme kurz ein«. Bei kurzem Ausatmen weiß ich: »Ich atme kurz aus.« 

Die meisten Leserinnen und Leser dieses Buches werden nicht in einem Kloster leben oder als Einsiedler unter Bäumen mitten im Wald. In unserem Alltag fahren wir Auto, warten auf den Bus, arbeiten in einer Fabrik oder in einem Büro, telefonieren, putzen, kochen, waschen usw. Daher ist es von großer Wichtigkeit, dass wir lernen, das bewusste, achtsame Atmen in unserem ganz alltäglichen Leben zu üben und beizubehalten. Normalerweise wandern unsere Gedanken umher, wenn wir mit den zuvor genannten Dingen beschäftigt sind. Ihnen folgen dicht hinterher Gefühle von Freude, Kummer, Wut und Unruhe. Wir sind zwar lebendig, sind aber nicht in der Lage, mit unserem Geist im gegenwärtigen Moment zu bleiben, und so leben wir in Unachtsamkeit. 

Um wirklich im gegenwärtigen Moment zu leben, müssen wir Achtsamkeit entwickeln für das, was in uns und um uns geschieht. Wir beginnen damit, unseren Atem bewusst wahrzunehmen, indem wir ihm aufmerksam folgen. Wenn wir ein- und ausatmen, wissen wir, dass wir ein- und ausatmen; an unserem Lächeln zeigt sich, dass wir ganz gegenwärtig, ganz wir selbst sind und Kontrolle über uns haben. Durch die Achtsamkeit auf den Atem können wir im und zum gegenwärtigen Moment erwachen. Wenn wir atmen und dem Atem aufmerksam folgen, halten wir inne und sammeln den Geist. Das Atmen voller Achtsamkeit hilft unserem Geist, nicht mehr ständig in einer verworrenen Gedankenwelt, einem niemals endenden Gedankenfluss umherzuirren. 

Es fällt uns nicht schwer, die üblichen täglichen Aufgaben zu verrichten und dabei gleichzeitig unserem Atem zu folgen, wie es die Anweisungen in diesem Sutra vorsehen. Erfordert unsere Arbeit besondere Aufmerksamkeit, um Komplikationen oder Unfälle zu vermeiden, so können wir das achtsame, bewusste Atmen mit der Achtsamkeit auf das, was wir gerade tun, vereinen. Wenn wir zum Beispiel einen Topf kochendes Wasser transportieren oder Elektroarbeiten verrichten, können wir jede Bewegung unserer Hände bewusst wahrnehmen; diese Bewusstheit nähren und unterstützen wir durch achtsames Atmen: »Ich atme aus und nehme meine Hände wahr, die einen Topf kochendes Wasser tragen.« Oder: »Ich atme ein und nehme meine rechte Hand wahr, die ein elektrisches Kabel hält.« Oder auch: »Ich atme ein und nehme wahr, dass ich gerade ein anderes Auto überhole. Ich atme aus und weiß, dass ich die Situation unter Kontrolle habe.« Das sind Möglichkeiten der Übung. Es reicht jedoch nicht aus, die Achtsamkeit auf den Atem nur mit einer Tätigkeit zu verbinden, die sehr viel Aufmerksamkeit von uns fordert. Wir können die Achtsamkeit auf dem Atem damit verbinden, unsere Achtsamkeit auf alle Bewegungen des Körpers zu richten. »Ich atme ein und setze mich hin.« »Ich atme ein und wische den Tisch ab.« »Ich atme ein und lächle mir zu.« »Ich atme ein und heize den Ofen.« 

Wir haben in unserer Meditationsübung einen großen Schritt nach vorn gemacht, wenn wir in der Lage sind zu verhindern, dass unser Geist in den endlosen Strom assoziativer, wahlloser Gedankenfolgen eintaucht, dass er sich darin verliert; so leben wir unser Leben achtsam und wach. Diesen Schritt können wir verwirklichen, indem wir unserem Atem folgen und gleichzeitig die Achtsamkeit auf unsere alltäglichen Aktivitäten lenken. 

Es gibt Menschen, die in ihrem ganzen Leben weder Frieden noch Freude kennen lernen, die sogar krank oder verrückt werden, nur weil sie unnützes Denken nicht abstellen können. Schließlich greifen sie zu Beruhigungsmitteln, um überhaupt schlafen zu können; damit, so hoffen sie, haben sie für eine Weile Ruhe. Aber selbst im Traum werden sie noch von ihren Ängsten, Beklemmungen und Sorgen verfolgt. Wenn wir zu viel denken, kann das zu Kopfschmerzen führen, und unser Geist leidet darunter. 

Dadurch, dass wir unserem Atem folgen und unser bewusstes Atmen mit der achtsamen Wahrnehmung unserer alltäglichen Aktivitäten verbinden, kommt der Strom störender Gedanken allmählich zur Ruhe, und wir können das Licht des Verstehens anzünden. Es ist wundervoll, jedes Einatmen, jedes Ausatmen bewusst wahrzunehmen, und jeder Mensch kann sich darin üben. 

Das achtsame Atmen mit der achtsamen Wahrnehmung der Bewegungen des Körpers im Alltag zu verbinden ob wir gehen, stehen, liegen, sitzen oder arbeiten, das ist eine grundlegende Meditationsübung, um Konzentration zu entwickeln und in einem Zustand des Erwachens zu leben. Auch in der Sitzmeditation können wir zunächst unserem Atem einige Minuten lang folgen, bis er ruhig, gleichmäßig und harmonisch geworden ist; dies können wir natürlich auch die gesamte Phase des Sitzens über tun, wenn es uns nötig erscheint. 

Bei langem Einatmen weiß ich: »Ich atme lang ein.« Bei langem Ausatmen weiß ich: »Ich atme lang aus.« 

Bei kurzem Einatmen weiß ich: »Ich atme kurz ein.« Bei kurzem Ausatmen weiß ich: »Ich atme kurz aus.« 

Zu Beginn ist unser Atem gewöhnlich erst einmal recht kurz, aber im Laufe unserer Übungen wird der Atem langsamer und tiefer. Bei diesen beiden Übungen geht es darum zu wissen, ob der Atem kurz oder lang ist. Nun ist es nicht so, dass wir absichtlich unseren Atem verlängern, also etwa sagen: »Jetzt atme ich lang ein.« Vielmehr sagen wir: »Ich atme ein und weiß, dass ich lang (oder kurz) einatme.« Wir stellen ganz einfach fest, wann wir ein- und wann wir ausatmen. Die längeren Sätze wie »Ich atme ein und weiß, dass ich einatme« und »Ich atme aus und weiß, dass ich ausatme« können wir auf die Kurzformel bringen: »Ein, Aus«. Während wir ein- und ausatmen, um unsere Konzentration zu stärken, sprechen wir leise jeweils diese beiden Worte. 

Während wir also fortfahren, unserem Atem zu folgen, stellen wir seine Eigenschaft fest wie folgt: »Ich weiß, dass ich einatme, und ich weiß, dass es ein kurzer Atemzug ist.« Wenn er kurz ist, ist das völlig in Ordnung; macht ihn keinesfalls länger. Dies nennen wir »reine Wahrnehmung«. Genauso verhält es sich mit einem schmerzvollen Gefühl. Zunächst stellen wir es einfach fest. Ist dein Atem schnell, so nimm einfach wahr: »Er ist schnell.« Ist er langsam, so nimm wahr: »Er ist langsam.« Nimm wahr, wenn er unregelmäßig ist oder wenn er regelmäßig verläuft. Zu Anfang ist unser Atem vielleicht noch unregelmäßig, was sich nach einigen Minuten der Übung ändern kann; dann wird er ganz sanft und gleichmäßig und verschafft uns ein Gefühl von Friedfertigkeit und Freude. Keinesfalls forcieren wir den Atem, weder in Richtung Tiefe noch Langsamkeit. Erst durch fortgesetzte Übung wird unser Atem allmählich tief und langsam, dies geschieht ganz natürlich. Stellen wir einen tiefen, langsamen Atemfluss fest, so können wir beim Einatmen sagen: »tief« und beim Ausatmen: »langsam.« So gewinnen wir bereits mit den beiden ersten Übungen Freude an der Meditation, und nun können wir sie auch mit anderen Menschen teilen, mit unserer Familie, mit Freundinnen und Freunden. Dazu müssen wir nicht erst Meditationslehrerin oder -lehrer werden. 
aus Thich Nhat Hanh, Das Wunder des bewussten Atmens, Theseus, S. 42ff.

Samstag, 20. September 2014

Von falscher und echter Sorge

31Sorgt euch also nicht und sagt nicht: Was werden wir essen? Oder: Was werden wir trinken? Oder: Was werden wir anziehen? 

32
Denn um all das kümmern sich die Heiden. Euer himmlischer Vater weiss nämlich, dass ihr das alles braucht. 


33
Trachtet vielmehr zuerst nach seinem Reich und seiner Gerechtigkeit, dann wird euch das alles dazugegeben werden. 


34Sorgt euch also nicht um den morgigen Tag, denn der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Jeder Tag hat genug an seiner eigenen Last.
aus dem Matthäus-Evangelium (Deutsche Bibel-Gesellschaft)


Das erinnert mich an eine lustige Geschichte, die ich bei Osho gehört habe. Ich erinnere sie so:

Ein Landarbeiter geht zum Bauern und fragt:
»Chef, kann ich am 12. September Dein Auto haben?«
Der Chef überlegt kurz und antwortet:
»Dem steht, glaube ich, nichts im Wege. Was ist denn an dem Tag los?«
»Da heirate ich«, sagt der Landarbeiter.
»Oh, das ist ja toll!«, entgegnet der Bauer, »Wer ist denn die Glückliche?«
»Das weiß ich noch nicht«, antwortet der Landarbeiter. »Ich wollte zuerst mal sicher gehen, daß ich das Auto kriege.«

Donnerstag, 18. September 2014

»Moralische Verletzung« als Ursache für Suizide von US-Veteranen

I was sitting next to Melissa, a call responder at the VA Crisis Hotline in Canandaigua, N.Y., when she looked at me and whispered, ‘He just said he thinks he should walk out into traffic on Interstate 5 and end it all, that life is not worth living.’ 

On the other end of the line was a young man who’d been out of the Marines for four months. He was unemployed and broke and hadn’t eaten all day. He’d driven his father’s truck from the middle of the country to Southern California to be near Marine Corps Base Camp Pendleton and his buddies. But most of them were either overseas again or separated from the Marine Corps. He’d taken to drinking and occasionally smoking pot. After four years of military service and two combat tours in Iraq, he couldn’t find a steady job. Now he sat at a rest area near Camp Pendleton, contemplating suicide.

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Zitat:
But today, Shay says, soldiers face a different set of challenges flowing from multiple deployments. When they are sent on repeated combat tours, soldiers run a much higher risk of suffering what Shay describes as a “moral injury.” A moral injury occurs when a soldier’s concepts of trust and right and wrong do not survive the heat of battle. This breakdown can result from a soldier’s real or perceived failure under fire—or from the failure of a commander to properly lead. As a result of this moral injury, the soldier brings home the psychological habits he developed for coping with the intense stresses of combat. In other words, he returns to civilian life hypervigilant and trusting no one—a difficult way to live.
Another doctor who has examined the state of veterans today is Dr. David Spiegel of the Stanford Center on Stress and Health, who believes that the country is so checked out from the realities of the war on the ground, with assistance from the government, that “the troops come home with questions, and they don’t feel understood.” He points to the policy during the Bush administration that forbade the publication of images of returning soldier coffins at Dover Air Force Base. As a society we didn’t have to turn away from those images, since they were never even presented to us.
Spiegel notes that during Vietnam, the war became a central part of American culture. Whether you’d fought there, whether you were for or against the war, you cared about it deeply. It might have been better for the psyche of a soldier to be the object of protest than to be simply ignored. As Spiegel says, “Now we pretend the vets don’t even exist.”


Amerikas verletzte Seelen (1/7) [14:49]

Veröffentlicht am 01.04.2013
Im Krieg gibt es keine Sieger, nur Verlierer.

Kriege wirken immer nur zerstörerisch. Das betrifft nicht nur die Infrastrukturen, sondern auch die Psyche der Zivilbevölkerungen in den betroffenen Ländern. Nicht selten sind die Folgen der durchlebten Gewaltsituationen Traumata, die nur sehr schwer oder gar nicht überwunden werden können. Aber nicht nur die Opfer tragen seelische Narben davon, auch die Täter bleiben hiervon nicht verschont. Kein mit militärischen Mitteln ausgefochtener Konflikt geht spurlos an den eingesetzten Soldaten vorbei. Unabhängig davon, auf welcher Seite sie kämpfen. Das ist nun wirklich keine neue Erkenntnis. Die medizinische Bezeichnung hierfür lautet: Posttraumatische Belastungsstörung, PTBS - (engl.: Posttraumatic Stress Disorder, PTSD)

Man muss sich eigentlich wundern, dass es den Mächtigen dieser Welt immer wieder gelingt, Menschen davon zu überzeugen, für ihre Interessen in den Krieg zu ziehen. Der ehemalige amerikanische Gerichtspsychologe, G. M. Gilbert, vermerkte in seinem Tagebuch über die Kriegsverbrecherprozesse in Nürnberg nach dem zweiten Weltkrieg auf Seite 270 eine Aussage Hermann Görings, die dieser am Abend des 18.04.1946 in seiner Gefängniszelle machte:

" ... Nun, natürlich, das Volk will keinen Krieg", sagte Göring achselzuckend. "Warum sollte irgendein armer Landarbeiter im Krieg sein Leben aufs Spiel setzen wollen, wenn das Beste ist, was er dabei herausholen kann, dass er mit heilen Knochen zurückkommt. Natürlich, das einfache Volk will keinen Krieg; weder in Russland, noch in England, noch in Amerika, und ebenso wenig in Deutschland. Das ist klar. Aber schließlich sind es die Führer eines Landes, die die Politik bestimmen, und es ist immer leicht, das Volk zum Mitmachen zu bringen, ob es sich nun um eine Demokratie, eine faschistische Diktatur, um ein Parlament oder eine kommunistische Diktatur handelt. ... das Volk kann mit oder ohne Stimmrecht immer dazu gebracht werden, den Befehlen der Führer zu folgen. Das ist ganz einfach. Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den Pazifisten ihren Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten, sie brächten das Land in Gefahr. Diese Methode funktioniert in jedem Land."

siehe auch:
- Armee der Kaputten (Kristin Haug, 17.10.2013)

Sie haben Menschen umgebracht und Freunde sterben sehen. Sie wurden schwer verwundet und kämpfen nun gegen Depressionen und Angstzustände. Die Fotografin Elisabeth Real zeigt in ihrem Band “Army of One” hautnah, wie der Krieg sechs US-Soldaten verändert hat.

Sieben Buchstaben fassen sein Leben zusammen. Sein Gestern und sein Heute und sein Morgen. Tom Edwards hat sich das Wort “Veteran” auf den Rücken tätowieren lassen. Der US-Soldat war zweimal im Irak. Er hat dort einen Freund sterben sehen, kam bei einem Unfall selbst fast ums Leben und hat Menschen getötet. Wie viele – das weiß er nicht mehr.
- Nach dem Schlachten (Neal Hirschfeld, der Freitag, 18.06.2014)

Porträt Christian Slater hat sich freiwillig gemeldet, die Toten im Irak einzusammeln. Denn für Marines gilt: "Keiner wird zurückgelassen." Das hat ihn fast den Verstand gekostet

Von all den Toten, die sie geborgen haben, ist der erste ihm immer noch am besten in Erinnerung. Der Officer hatte seine Einheit im Bunker zusammengerufen, um die Leiche eines 19-Jährigen erkennungsdienstlich zu behandeln, den ein Schrapnell am Kopf getroffen hatte. Das war keine Übung mehr. Das hier war echt. Sie waren im Irak, mitten im sunnitischen Dreieck – und vor ihnen lag ein im Einsatz getöteter Marine.


Der Officer sprach in väterlichem Ton: „Ich habe einen Flug für ihn. Ihr habt vier Stunden. Macht es in Ruhe, lasst euch Zeit.“ Einer von ihnen öffnete den Leichensack und entfernte den Helm des Toten. Die anderen standen da wie versteinert.


„Halt ihn hoch“, befahl Corporal Dan Cotnoir, der durch seinen zivilen Job als Bestattungsunternehmer den anderen gegenüber im Vorteil war. „Ich will sehen, ob er eine Identifikationsmarke trägt oder Ausschusswunden aufweist.“ Also zog sich Christian Slater Gummihandschuhe an, stellte sich neben die Leiche, packte die Schulterriemen der schusssicheren Weste des Marine und zog den Torso nach oben.


Slater war 21 Jahre alt, er hatte noch nie eine Leiche aus der Nähe gesehen. Jetzt berührte er eine, und sie trug auch noch die gleiche Uniform wie er. Dann passierte es, ein spritzendes Geräusch, gefolgt von einem Platschen. „Shit“, sagte Cotnoir leise.

Slater fragte: „Ist gerade das passiert, was ich vermute?“

„Ja“, sagte Cotnoir. „Genau das.“

Der Helm war das Einzige gewesen, was alles zusammengehalten hatte. Weil der Oberkörper des Toten ihm die Sicht versperrte, konnte Slater nicht sehen, wie der Inhalt des Schädels herausfiel. Die anderen sahen es. Sie stürzten zur Tür und übergaben sich draußen in den heißen Sand.
Begleittext:
Nach Schätzungen leiden mindestens 15 Prozent der US-Soldaten, die aus dem Irak oder Afghanistan zurückgekehrt sind, an einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Die Betroffenen berichten von Sinneseindrücken, die sie nicht mehr aus ihrem Kopf bekommen – und von dem Gefühl, bestimmte Situationen immer wieder zu erleben. Oft kommen Wahnvorstellungen hinzu. Zudem klagen PTBS-Patienten über Schlaflosigkeit, Wutanfälle und Depressionen. Unbehandelt endet die Belastungsstörung oft tödlich. Nach Angaben des Kriegsveteranen-Ministeriums von 2011 töten sich in den USA im Schnitt jeden Tag 18 Veteranen selbst. Ein Problem bei der psychischen Behandlung ist zum einen die hohe Zahl der Betroffenen, zum anderen suchen viele erst spät Hilfe – wenn sie sich bereits in einer psychisch extrem schlechten Verfassung befinden. Die Soldaten befürchten, dass die Frage nach psychischer Hilfe ihrer Karriere schaden könnte oder dass sie ausgemustert werden. Hinzu kommt, dass sie die gesamte Ausbildung hindurch auf Härte und das Ignorieren von Schmerzen trainiert wurden. Probleme einzugestehen, fällt ihnen daher besonders schwer.


Zitat:
frontal21: Vom Vaterland vergessen - Kranke Soldaten nach Kriegseinsatz 07.05.2013 [8:43]
Veröffentlicht am 12.05.2013
Immer mehr deutsche Soldaten macht der Dienst für ihr Land psychisch krank. Häufig tritt die posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS, dabei erst nach dem Ausscheiden aus der Bundeswehr zutage. Die traumatisierten Kameraden kämpfen dann nicht nur gegen die Bilder im Kopf, sondern auch gegen die Mühlen der Bürokratie. Denn die Verfahren zur Anerkennung auf Wehrdienstbeschädigung ziehen sich über Monate, zum Teil Jahre. Dabei sind die ehemaligen Soldaten auf die finanzielle Unterstützung der Bundeswehr angewiesen, um so für ihre Familien sorgen zu können. Das Problem ist dem Verteidigungsministerium bekannt, doch trotz Kritik des Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus ändert sich nichts. Frontal21 über ehemalige Soldaten, die wegen einer Versorgungslücke in Hartz IV landen.

Zitat Helmut Schmidt:
Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt (89) sprach als Redner beim Gelöbnis auf dem Platz der Republik vor dem Deutschen Bundestag die jungen Soldaten direkt an, der Altkanzler berichtete über seine eigenen Erfahrungen als Soldat und die Lehren daraus. Helmut Schmidt versicherte den 500 Rekruten:
“Liebe junge Soldaten! Ihr habt das große Glück - ganz anders als ich als Rekrut des Jahres 1937!, - Ihr habt das Glück, einer heute friedfertigen Nation und ihrem heute rechtlich geordneten Staat zu dienen. Ihr müsst wissen: Euer Dienst kann auch Risiken und Gefahren umfassen. Aber Ihr könnt Euch darauf verlassen: Dieser Staat wird Euch nicht missbrauchen. Denn die Würde und das Recht des einzelnen Menschen sind das oberste Gebot - nicht nur für die Regierenden, sondern für uns alle.”[gefunden bei "Ihr könnt Euch darauf verlassen: Dieser Staat wird Euch nicht missbrauchen." (Liberales Netzwerk, 20.07.2008)]

siehe auch:

Mittwoch, 17. September 2014

Komplexe posttraumatische Belastungsstörung


Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung [4:51]

Veröffentlicht am 30.08.2012 
Buchempfehlung zum Thema: 
http://www.amazon.de/Geraubte-Kindhei... 
http://www.epubli.de/shop/buch/Geraub... 
Trailer zum Buch: 
http://www.youtube.com/watch?v=uw9reG... 
Ein kleines Video zur Aufklärung der komplexen PTBS, bezogen auf Kindheits-Traumata. Ich habe keinerlei Rechte an Bildern und Musik!I Die sind allen Künstlern vorbehalten. I do not own any rights for Pictures or Music! Only the artists own any rights!

Geist & Gehirn - Folge 21: Kindheitstrauma [14:55]
Hochgeladen am 14.08.2011 INFO:
Das Gehirn ist mit Abstand das spannendste und zugleich komplizierteste Organ unseres Körpers. Der bekannte Hirnforscher Prof. Manfred Spitzer stellt in seiner Sendereihe Geist und Gehirn auf BR-alpha das menschliche Gehirn und seine Funktionen näher vor. Dabei gibt er verständlich, anschaulich und mit unverwechselbarem Humor Antworten auf Fragen rund um das Wunderwerk in unserem Kopf. Er zeigt anschaulich, wie optimal unser Gehirn darauf ausgerichtet ist, Strukturen zu erkennen und zu speichern -- und damit fortwährend zu lernen. Prof. Manfred Spitzer ist ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm. Seit 2004 hat er dort auch die Gesamtleitung des Transferzentrums für Neurowissenschaften und Lernen inne. Er ist Autor zahlreicher fachlicher und populärwissenschaftlicher Bücher.


Samstag, 13. September 2014

Vaterliebe

HORNBACH TV-Spot - Sag es mit Deinem Projekt [1:40]

Veröffentlicht am 12.09.2014
Wenn Du Dich lieber mit Taten als mit Worten ausdrückst, dann lass Dein Projekt für Dich sprechen. Alles, was Du dafür brauchst, bekommst Du bei HORNBACH.

Denn bei uns gibt es die riesige Auswahl an Werkzeug und Material, garantierte Dauertiefpreise auf alle Artikel und selbstverständlich die komplette HORNBACH Beratung.

Also leg los und sag es mit Deinem Projekt.
http://bit.ly/sag_es

- Hornbach – Wenn Taten stärker sind als Worte (Horizont, 28.08.2014)
- Klasse Hornbach Werbung „Sag es mit deinem Projekt“: Wie die Tochter, so das Haus (Wunderweib, 03.09.2014)

siehe auch: 
- Reddemann-Tips zur Ausbildung von Resilienz (Post, 22.09.2009)

Sonntag, 7. September 2014

Psychiatrie und Gesellschaft – «Die Seele landet im Giftschrank»

Gefährlichkeitsprognosen, Verwahrung, Enthumanisierung: Ein Gespräch mit dem Zürcher Autor und Psychiater Mario Gmür über restaurative Tendenzen in Psychiatrie und Gesellschaft. 

Der Mann, der uns in seiner Praxis am Zürcher Bellevue empfängt, ist ein Freudianer. Vor allem aber ist Mario Gmür ein leidenschaftlicher Skeptiker. In den letzten Jahren hat der 69-Jährige immer wieder zu gesellschaftlichen Themen Stellung bezogen: Als Buchautor setzte er sich anhand so unterschiedlicher Beispiele wie Leo Tolstoi, Rudolf Höss, Mahatma Gandhi oder Ulrike Meinhof mit der Psychopathologie von Überzeugungen auseinander, analysierte die Boulevardisierung der Medien und kreierte den Begriff des Medienopfersyndroms. Zuletzt meldete er sich vor allem als pointierter Kritiker der forensischen Psychiatrie zu Wort. 
mehr:


Mario Gmür in einem Interview über »Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!«:
- „Bei der Geburt und bei der Hinrichtung von Helden dabeisein“ [FAZ, 07.09.2014] 
Zitate:
- » Die ganze Sendung kündet von einer regrediert-infantilen Verfassung. «
- » Mich erinnert es stark an das Milgram-Experiment, in dem die Versuchspersonen Elektroschocks verabreichen konnten und dafür Schmerzen des Opfers in Kauf nahmen, wenn nur jemand den Befehl zum Quälen gegeben hatte. «
- » Hier geht es um eine Instrumentalisierung von Menschen für ein dramaturgisches Konzept in der Öffentlichkeit. Die Zuschauer wollen bei der Geburt und bei der Hinrichtung von Helden dabeisein. Zunächst wird Mittelmäßigkeit in den Himmel gehoben, und es entsteht künstliche Prominenz ohne Exzellenz, Substanz, Relevanz. Dann folgt der Abstieg: Der Star wird nicht nur auf den Boden zurückgeholt, sondern gleich in die Hölle gesteckt. «
- » Es ist eine narzißtische Beziehung zwischen Öffentlichkeit, Medienmachern und Stars. Die Stars werden gebraucht als Projektionsfläche. «
- »Das Publikum kann als Voyeur Angstlust empfinden und sadistische Bedürfnisse ausleben. Die Medien surfen ja auf den Gefühlen der Zuschauer und können Ekel, Grusel oder Angst hervorrufen, indem sie Obszönes, Makabres, Unheimliches, Gefährliches bieten. Die Medien rufen beliebige Gefühle hervor. Das Sadistische daran wird gar nicht mehr sozial geächtet, wie die Einschaltquoten zeigen.  «
- »Die Opfer werden stigmatisiert, also nur noch auf eine Eigenschaft reduziert.  «
- »Die Medien haben eine Verantwortung. […] Sie sollten nicht menschliche Schwächen ausnutzen. Manche Menschen haben ein biographisches Defizit an Zuwendung und wollen das in den Medien kompensieren.  «

Time To Do vom 27.04.2012, Forensische Psychiatrie beleuchtet. [53:55]
Veröffentlicht am 27.04.2012 
Thema der Sendung: Psychiatrie im Griff des Zeitgeistes, Gespräch mit dem Psychiater und Autor PD. Dr. med. Mario Gmür.
Kontakt:
PD. Dr. med. Mario Gmür, Zürich
http://www.timetodo.ch,
ist die Informations-Plattform zur gleichnamigen TV-Sendung.
Sendezeit ist Montag bis Freitag von 20.00 bis 21.00 Uhr live im TV auf dem Schweizer Privatsender Schweiz5.
TimeToDoShop unter:
http://www.timetodoshop.ch
TimeToDo.ch bei Facebook:
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Link zum live Stream der Sendungen:
http://www.schweiz5.ch/v2/?page_id=52

- Mario Gmür – «Ich nutze meine Freiheit» (UZH News, 20.12.2007)
Der Psychotherapeut Mario Gmür schreibt Bücher über Medienopfer und geniesst als Privatdozent die Freiheit, die Themen seiner Lehrveranstaltungen selber bestimmen zu können.
- Menschenwürde – Zum Abschuss freigegeben (ZEIT Online, 09.06.2005)
Entdeckt, zur Schau gestellt, fallen gelassen: Wie nie zuvor setzen Fernsehen und Zeitungen auf Menschen, Schicksale, Emotionen – und hinterlassen jede Menge Opfer von 
- Mario Gmür – Der öffentliche Mensch – Medienstars und Medienopfer (dtv, Buchvorstellung)
- Mario Gmür – Meine Mutter weinte, als Stalin starb (Slisverlag, Buchvorstellung)
- Mario Gmür erinnert sich an Laure Wyss (Das Leben der Laure Wyss

Samstag, 6. September 2014

Sexueller Mißbrauch – »Ich fühlte mich schuldig«

Skandal In Nordengland wurden 1.400 Kinder über Jahre missbraucht. Unsere Autorin wurde selbst Opfer von Übergriffen – und erlebte, wie quälend die Fragen der Polizei sein können 

Damals war ich elf. An einem bedeckten Oktobertag während der Schulferien fand ich mich allein in einem Zimmer im ersten Stock eines Reihenhauses wieder. Ich saß auf einem Plastikstuhl, hinter mir befand sich ein großer Spiegel, vor mir eine Videokamera auf einem Ständer. In der Ecke stand eine Kiste mit Spielzeug.
Ich war auf der Rückbank eines Polizeiwagens dorthin gebracht worden, und man hatte mir gesagt, ich solle warten, bis die Beamten „Zeit für mich hätten“. Ich war mir nicht sicher, ob ich gefilmt oder heimlich beobachtet wurde. Ich wusste gar nichts, außer dass ich vor Angst erstarrt war. Ich versuchte, meine Augen von dem rot blinkenden Licht an der Kamera abzuwenden. Dabei starrte ich auf das Buch in meinen Händen. Ich las kein einziges Wort.
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- "Ich fühlte mich schuldig" (der Freitag, 06.09.2014)

Freitag, 5. September 2014

Lese-Rechtschreibschwäche ist keine Krankheit, sondern das Produkt schulischer Selektion

Kinderärzte in Deutschland behandeln einer aktuellen Umfrage zufolge immer mehr Kinder und Jugendliche mit psychischen Auffälligkeiten. 96 Prozent der befragten Mediziner berichten über steigende Zahlen in den vergangenen zehn Jahren. Ähnliches vermeldete vor einiger Zeit bereits das Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen in einem Bericht: “Die kontinuierliche Zunahme von psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren ist besorgniserregend”, hieß es dort. Bei den ambulanten Behandlungsraten fiel die Zunahme bei Kindern und Jugendlichen mit 14,3 Prozent dabei fast doppelt so hoch aus wie in der Gesamtbevölkerung. Der weitaus überwiegende Teil der Behandlungsfälle war dabei auf “Entwicklungsstörungen (F80 bis F89)” und “Verhaltens- sowie emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend (F90 bis F98)” zurückzuführen. Was aber liegt wirklich „am Kind“ – und was vielmehr an den Bedingungen [PDF - 152 KB], denen dieses ausgesetzt wird? Jens Wernicke sprach hierzu mit Ulrich Schulte, der als Ausbilder und Wissenschaftler seit Jahren zu Legasthenie, einer der wichtigsten „Entwicklungsstörungen“, arbeitet und forscht.
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Montag, 1. September 2014

Wenn’s nur rollt

Aufklärung Im Tandem durch Deutschland um Vorurteile abzubauen. Bei der Mood-Tour werben Menschen mit und ohne Depressionen für einen offenen Umgang mit der Krankheit

Wie beginnt man ein Gespräch über Depressionen? Vielleicht wirklich einfach beim Fahrradfahren. Eine lange Schlange zieht sich an diesem Dienstagnachmittag durch Berlin, die roten Ampeln ignorierend. Mitarbeiter des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs in gelben Westen signalisieren Autos an den Kreuzungen zu warten, gelassen nehmen sie die folgenden Hupkonzerte entgegen. Korinna sitzt auf einem vollgepackten Tandem. Und während die Räder dahinrollen, beginnt sie zu erzählen, wie sie sich vor einigen Jahren eine Depression „eingefangen“ hat.

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- Wenn’s nur rollt (der Freitag, 01.09.2014)